Kishore Tharmalingam

Gibt es einen besonderen Moment oder eine Erfahrung, die Sie mit der Erkenntnis Ihrer sexuellen Orientierung in Verbindung bringen?

Schon als kleines Kind habe ich gerne mit Barbie Puppen gespielt, habe mich auch öfters gerne geschminkt.

Als ich auf die Volksschule ging, lernte ich einen Jungen kennen. Anfangs war es nur freundschaftlich, doch später spürte ich eine engere Bindung zu ihm. Dabei erkannte ich zum ersten Mal, dass ich vielleicht homosexuell bin.

Wie haben Sie Ihre sexuelle Orientierung Ihren Eltern mitgeteilt?

Ich empfinde etwas für einen Jungen aus meiner Schule.

Fast jeden Abend beim Abendessen unterhalte ich mich mit meiner Familie und ab und zu sprechen wir auch über Sexualität und Verhütung. Eines Abends habe ich zum ersten Mal offen über meine sexuelle Orientierung gesprochen und gesagt, dass ich Gefühle für einen Jungen empfinde.

Wie haben Ihre Eltern auf Ihre sexuelle Orientierung reagiert?

Ich würde meine Eltern eher als lockere, entspannte Menschen beschreiben, daher nahmen sie auch mein Coming-Out eher gelassen auf. Ich glaube sogar, dass sie bereits vorher wussten, dass ich schwul bin, weshalb die Reaktion nicht besonders groß ausfiel.

Unterstützen Sie auch bestimmte Organisationen oder Vereine der LGBTQ-Bewegung und nehmen Sie gelegentlich an Veranstaltungen teil?

Sicher, natürlich unterstütze ich die LGBQ-Bewegung. Allerdings bin ich momentan nicht so oft auf Demos oder Veranstaltungen anzutreffen, da ich ab und zu ängstlich und schüchtern bin. Trotzdem unterstütze ich die Community weiterhin.

Wie ist Ihre Haltung grundsätzlich zu Demonstrationen?

Grundsätzlich finde ich gewalttätige Demonstrationen nicht gut, denn Demonstrationen sollten immer friedlich stattfinden.

Wie hat sich nach Ihrer Meinung die Akzeptanz der Homosexuellen in den letzten Jahren weiterentwickelt? 

Ich denke, dass sich die Akzeptanz für Homosexuelle in den letzten Jahren positiv entwickelt hat. Früher hatten Homosexuelle kaum Rechte und wurden oft diskriminiert, aber heute werden sie zunehmend als Menschen akzeptiert.

Gab es vielleicht Personen in Ihrem engen Kreis von denen sie am wenigsten erwartet hatten, dass sie ihre Sexualität nicht nachvollziehen konnten und Ihnen den Rücken kehrten?

Ja, es gibt einige von ihnen. Ich dachte, sie würden mich am meisten unterstützen und immer zu mir stehen, aber es stellte sich heraus, dass sie keine wahren Freunde waren.

Wie sehen Sie die Zukunft und was wünschen Sie sich? 

Ich wünsche mir, dass die Welt friedlicher wird und dass jeder Mensch in seiner Individualität akzeptiert wird.

Alle Menschen sind unterschiedlich und haben ihre eigene Wahrnehmung. Man kann Menschen jedoch nicht dazu zwingen, Homosexualität zu akzeptieren, wenn sie homophob sind.